Auch die Unternehmen der Medizinproduktebranche suchen immer wieder die Nähe ihrer Kunden und Anwender. In der Vergangenheit wurde dabei häufig auf das Marketinginstrument der Roadshow zurückgegriffen: Hierbei handelt es sich dem Grunde nach um eine vom Unternehmen gesponserte Veranstaltung (die „Show“), die an verschiedenen Orten aufgeführt wird – das heißt, man ist mit der Show „on the Road“ oder auch „on Tour“.
Die Veranstaltung selbst kann als Aufmacher beispielsweise aus einem Vortrag, einer Autorenlesung oder auch einem Workshop – zum Beispiel um das Wickeln von Kompressionsverbänden einzuüben – bestehen. Entscheidend ist, dass der Beitrag geeignet ist das Interesse beim gewünschten Publikum zu erzeugen.
Im Falle der unter dem Reihentitel „med X change“ von der deutschen Tochter des britischen Medizintechnikkonzerns Smith & Nephew im Jahre 2008 initiierten und bis ins Folgejahr durchgeführten Roadshow bestand der Aufmacher aus einer Reihe von Vorträgen, die sich mit „Chancen und Risiken – die Modellvorhaben des neuen Pflege-Weiterentwicklungsgesetzes gemäß §§ 63 Absatz 3b und 3c SGB V“ – so der Titel – auseinandersetzten.
Zum Hintergrund
Zur Verbesserung der Qualität und der Wirtschaftlichkeit der Versorgung sieht das Regelwerk der gesetzlichen Krankenversicherung (SGB V) die Möglichkeit zur Durchführung entsprechender Modellvorhaben vor. Das Pflege-Weiterentwicklungsgesetz (PfWG) erweitert diese im besonderen Maße durch Einführung zweier neuer Rechtsvorschriften: So kann der Pflege im Rahmen eines Modellvorhabens gemäß § 63 Absatz 3b SGB V eine eigene Ausführungs- und Verordnungskompetenz im Bereich der Verbandsmittel und Pflegehilfsmittel übertragen werden. Und in Modellvorhaben gemäß § 63 Absatz 3c SGB V dürfen Pflegekräfte – eine entsprechende Qualifizierung vorausgesetzt – sogar heilkundliche Tätigkeiten selbstständig und eigenverantwortlich ausüben. Beide Vorschriften könnten somit beitragen, dass sich das Behandlungsgeschehen, zum Beispiel im Bereich der chronischen Wunden, zukünftig signifikant ändert.
Die Vorträge der Roadshow
Die einzelnen Veranstaltungen der Roadshow, für die sich (insofern folgerichtig) der Unternehmensbereich „Wundversorgung“ von Smith & Nephew verantwortlich zeichnete, bestanden im Kern aus drei Vorträgen. In diesen galt es zunächst einen Überblick hinsichtlich der neusten, gesetzlichen Entwicklungen zu liefern. Hiernach wurden haftungsrechtlichen Fragestellunge, die im Zusammenhang mit der Behandlung chronischer Wunden stehen, sowie wesentliche Gesichtspunkte der Delegationsverantwortung und der interdisziplinären Zusammenarbeit thematisiert.
Von meiner Person abgesehen referierten außerdem:
- Prof. Dr. Volker Großkopf, Jurist und hauptamtlich Lehrender an der Katholischen Hochschule NRW, Fachbereich Gesundheitswesen. Dort verantwortlich für das Lehrgebiet Rechtswissenschaften.
- Dr. Hartmut Steffens, Chirurg in den Städtischen Kliniken Köln. Als Arzt in der Unfallchirurgie wird er täglich mit Fragestellungen aus dem Behandlungskontext „Wunde“ konfrontiert. Als Mitglied im Betriebsrat sind ihm die Probleme, die sich durch die Aufgabenverteilung zwischen Arzt und Pflege ergeben, bekannt.
Das Programm verlief im Wesentlichen wie folgt:
- Begrüßung und Einführung in das Thema
- Die Delegationsverantwortung: Eine rechtliche und tatsächliche Stellungnahme (Marco Di Bella)
- Die Verordnungskompetenz: Paradigmenwechsel im Wundmanagement (Prof. Dr. Volker Großkopf)
- Pause
- Die chronische Wunde: Eine interdisziplinäre Herausforderung (Dr. Hartmut Steffens)
- Forum & Catering
Und dazu ein Film
Die ersten beiden Veranstaltung wurden im Tivoli-Theater am Sendlinger Tor in München sowie im Odeon Kino in der Kölner Severinstraße durchgeführt. Die Wahl des Veranstaltungsortes fiel dabei ganz bewusst auf Lichtspielhäuser: Im Anschluss an die Vortrags- und Talkrunde bestand für das anwesende Publikum die Möglichkeit an einer Sonderaufführung der eindrucksvollen Naturdokumentation „Unsere Erde – der Film“ teilzunehmen.
Obwohl ursprünglich anders vorgesehen erreichte dieses Privileg dann doch nur die Teilnehmer dieser ersten beiden Termine im Jahre 2008. Für die verbleibenden Veranstaltungen der Roadshow in Berlin, Hamburg, Frankfurt am Main sowie in Stuttgart (alle 2009) sah der Organisator von diesem Konzept ab. Es ist zu vermuten, dass dies aus Kostengründen geschah. Vielleicht stieß die anschließende Filmaufführung auch auf eine zu geringe Resonanz beim Publikum. Jedenfalls wurden die verbliebenden Termine dann in einem anderen Rahmen durchgeführt.
Wenn man kein Ende findet
Ganz besonders in Erinnerung sollte mir dann die Veranstaltung in Berlin bleiben: Im Anschluss verquatschten sich ein Mitreferent und ich uns mit den Teilnehmenden so sehr, dass wir ganz die Zeit vergaßen. Dies hatte zur Folge, dass wir wir verspätet am Flughafen ankamen und so unseren Flug von Berlin nach Köln verpassten. Und natürlich handelt es sich dabei – ganz nach Murphys Gesetz – um den letzten Flug des Tages mit dieser Destination.
Es blieb uns sodann nichts anderes übrig als sich auf den schnellstmöglichen Weg zum Bahnhof zu begeben. Auf eine noch verfügbare Zugverbindung hoffend wurde die Fahrt dorthin zur Nervensache – es wollte ja keiner von uns in Berlin stranden. Schon gar nicht wegen seiner Gesprächsfreude. Am Ende sollte uns Fortuna aber wieder hold sein: Wir schafften es dann doch noch eine Zugverbindung zu organisieren und konnten so eine sich zwar über viele Stunden hinziehende, aber zumindest gesicherte Heimreise durch die Nacht antreten.